Samstag, 29. Juni 2013

ununi.TV - Neu-Bildung made in Germany

Ein Gast-Beitrag von Angelica Laurencon und Alexander Kluge
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ununi.TV schickt sich an, das Format des klassischen Bildungsfernsehens wieder aufzugreifen und ins moderne, interaktive Medien- und Bewegtbild-Zeitalter zu hieven. Dabei setzt das Team und alle Beteiligten auf die Videotechnologie, die mit Google Hangout (On Air) geboten wird.

Sperriger Name mit Substanz

Der Begriff ist sperrig. Eine Uni? Keine Uni? Ja was denn nun? Etwa eine Volkshochschule 2.1 im Google Fernsehkanal „Hangout“ oder ein Fernstudium für Selbstpflücker?


Zugegeben, mit dem „ununi.TV“-Label  haben es die Querdenker von ununi.TV sich nicht leicht gemacht. In einer schicken Worthülse wie „Coursera“, „Udacity“, „Iversity“ wäre es einfacher gewesen, Inhalte im Web 2.0-Outfit zu vermarkten. Man braucht nur noch von den US-Vorlagen abzuschreiben. Denn jenseits von Europa hat sogar die gute alte New York Times das Lernen und Leben jenseits der Universitäten zum wichtigsten Phänomen des Jahres 2012  erklärt.

Relevanz und Brisanz

Darum ist ununi.TV kein Spaßwort, sondern ein hochaktuelles Projekt mit einer Idee und einem Ziel. Das Projekt beruht auf der Tatsache, dass sich der Arbeitsmarkt laufend im hochfrequenten Takt entwickelt. Die existierenden Bildungseinrichtungen können die jungen Menschen nicht für die Kompetenzen 2.1 vorbereiten, weil sie davon keine Ahnung haben.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt geht außerdem in die Richtung des dezentralen und fragmentierten Arbeitens und wird 80% der aktiven Bevölkerung betreffen. Alle müssen mittendrin bleiben, sich ständig auf dem Laufenden halten, informieren, weiterbilden, vernetzen,  wirtschaftlich überleben, denn in der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts sind Informationen und Wissen Mehrwert, während Kopf und Kapital die Polaritäten bilden.
ununi.TV bildet dieses informelle Netzwerk an Wissen, Informationen und Kompetenzen, auf die die Kleinunternehmer, Mittelständler, Freiberufler, Kreative und Selbständige jederzeit zugreifen können, bei Bedarf und steigender Nachfrage.

Inspiriert von den Barcamps

Die Idee ist einfach. ununi.TV ist weder ein Online-Forum oder Tauschbörse, sondern gemeinnützig gedacht. Alle sind beteiligt und haben Anteil an dem Mehrwert.


Dieser Gemeinnützigkeit folgend sind die Kooperativen die einzige Alternative zur fragmentierten und dezentralen Arbeitswelt - in allen Bereichen, auch in der Wissensgesellschaft. Kopf und Kapital bleiben die Polaritäten, wobei 2% das Kapital konzentrieren und 95% im 21. Jahrhundert Zugang zu Wissen haben können.

ununi.TV ist anders

Anders als das besagte klassische Bildungsfernsehen, das bei den Öffentlich-rechtlichen zu sehen ist, geht es nicht um die reine Wissensvermittlung. Das Modell „Ich habe Wissen“ und „Ich nehme Wissen auf“ ist obsolet.


Stattdessen wird in sogenannten Erfahrungsräumen Wissen miteinander generiert. Jede/r hat einen unterschiedlichen Erfahrungsschatz und entsprechende Standpunkte. Diese gilt es (entlehnt aus dem Web 2.0 bzw. Social Web), in moderner Mashup-Manier sinnvoll zusammenzubringen, um mit einer möglichst heterogen zusammengesetzten Crowd besagte Erfahrungsräume aufzubauen.


Wissen ist mittlerweile so temporär, dass man miteinander kollaborieren muss, um auf dem aktuellen Stand zu sein. Insofern ist der sichtbare Output von ununi.TV auch „nur“ die absolute Spitze des Eisbergs. Im Inneren von ununi.TV, da wo es köchelt, brodelt und die Crowd sich austauscht, finden die wirklich interessanten Gespräche statt.

Digital & Visual Literacy

Nicht nur Neues lernen und moderne Bildungsangebote wahrnehmen, sondern auch die eigene Bildung in die Hand nehmen und dabei die Medienkompetenz jedes Einzelnen zu etablieren und weiter aufzubauen, ist die Prämisse und Zielsetzung für ununi.TV. Man spricht auch von digital bzw. visual literacy (digitale bzw. visuelle Bildung).


Auch das Interesse des klassischen TV-Guckers geht zunehmend in Richtung Social Media, sodass man dem Ziel „Bildung von allen für alle“ immer näher rückt. Wenn sich die Zielgruppe, die klassischer Weise passiv konsumiert hat, sich nun aktiv in den neuen Medien- und Videowelten (z.B. auf YouTube) aufhält, ist der Sprung in ein Google Hangout (als eine Art Seminarraum) umso einfacher. Bildung und Weiterbildung werden damit zur Selbstverständlichkeit, weil keine räumliche oder zeitliche Trennung mehr gegeben ist. Konsum und Produktion gehen Hand in Hand, weil bei ununi.TV jeder Zuschauer auch Medienschaffender werden kann - ganz natürlich.

Freie & kostenpflichtige Angebote

Demnach wird es ein breites Spektrum an öffentlichen, frei verfügbaren und kostenpflichtigen Angeboten im geschlossenen Raum geben.


Die kostenfreien Angeboten umfassen aktuell kurzweilige 15-minütige Interviews mit interessanten Menschen aus den Bereichen Business, Bildung, Urheberrecht, Crowdfunding, Film, Social Media, Reisen und Transmedia Storytelling. Diese können unter ununi.tv abgerufen werden.


Der geschlossene Raum soll aktuell noch aufgebaut werden. Dessen Aufbau ist direkt mit dem Erfolg der Crowdfunding-Kampagne von ununi.TV bei startnext verbunden. Es ist also abhängig von den Crowdfundern und Unterstützern, ob ununi.TV sich so weiterentwickelt wie ursprünglich geplant.

Quo vadis?

ununi.TV möchte über die bestehenden Grenzen hinweggehen, sie bewusst überschreiten, um dadurch Innovationen entstehen zu lassen. Durch diesen progressiven Charakter kann nicht genau definiert werden, wohin die Reise geht. Vielmehr bestimmen ganz basisdemokratisch die Beteiligten der Crowd die Route.


Die technische Bildqualität der Google Hangouts wird sich in Zukunft merklich verbessern, die angebotenen Themen werden vielfältiger und ununi.TV wird dem Flow-Prinzip folgend zunehmend ein fluider, sozialer und technologischer Erfahrungsraum zum Lernen.


Welche Akzeptanz ununi.TV nun findet und wie erfolgreich es wird, entscheidet schlussendlich die Crowdfunding-Kampagne bei startnext. Diese endet morgen! Wird das Crowdfunding-Ziel nicht erreicht, „dann wird es kein ununi.TV geben können.“ Unterstützen kann man das Projekt unter startnext.de/ununitv.

2 Kommentare:

  1. Wollte nur mal anmerken, dass nicht alle ununi.TVlerInnen aus Germany sind, sondern auch einige Ösis kräftig mitmischen :-)

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  2. Das stimmt sehr wohl, Wolfgang - der Titel wäre besser "made in german speaking flows", da das schöne der grenzüberschreitende Austausch ist.

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